Es gibt Unterwasserschluchten, die weitaus größer sind als der Grand Canyon.
Der Grand Canyon ist 1.857 Meter tief, der Zhemchug Canyon mitten im Beringmeer hingegen ist 2.600 Meter tief.
Der Grand Canyon ist 446 Kilometer lang, der Kroenke Canyon im westlichen Pazifik hingegen 700 Kilometer. Er ist der längste und umfangreichste Unterwasser-Canyon, der je entdeckt wurde.
Auf der Erde gibt es etwa 10.000 Unterwassercanyons, die etwa 11 % des Kontinentalhangs bedecken. Sie sind eine wichtige Quelle der Artenvielfalt der Ozeane, transportieren Sedimente und Schadstoffe und können Kohlenwasserstoffreservoirs bilden.
Trotz ihrer Größe und Bedeutung stellen sie noch immer ein Neuland für die wissenschaftliche Forschung dar – im vergangenen Jahr wurde vor der Küste der Antarktis von Akustikern an Bord des Eisbrechers RSV Nuyina ein neuer, 2.100 Meter langer Canyon entdeckt.
Anfang des Jahres entwickelten Wissenschaftler am MBARI eine neue Untersuchungstechnologie: Geo-Sense , ein tragbares Instrument, das Distributed-Acoustic-Sensing-Technologie (DAS) zur langfristigen, hochauflösenden Überwachung geologischer Prozesse in Canyons nutzt. Bei DAS werden ultrakurze Laserlichtimpulse über ein Glasfaserkabel gesendet und Millionen winziger Reflexionen (Rückstreuung) analysiert, um das Kabel quasi in einen Bewegungssensor umzuwandeln. Die Technologie kann Meeresbodenprozesse über große Entfernungen und in hoher Auflösung verfolgen.
In der neuesten Ausgabe des Magazins Marine Technology Reporter spricht Celia Konowe mit Dr. Meg Baker von der Universität Durham über eine weitere technologische Entwicklung zum Verständnis der Trübungsströmungen in Canyons. Diese Seismographen erfassen und zeichnen Bodenbewegungen auf. Mit ihrer Hilfe wurden die längsten jemals gemessenen Sedimentströme aufgezeichnet, die sich über mehr als tausend Kilometer entlang des Kongo-Canyons bewegten.
Doch auch etabliertere Technologien spielen eine Rolle beim Verständnis der Geologie von Canyons. Im Jahr 2023 wurden dank tieftauchender Robben neue Meerestiefen und Seelandschaften entlang des ostantarktischen Kontinentalschelfs entdeckt. Ausgestattet mit kleinen, satellitengestützten Geräten zur Messung von Temperatur, Salzgehalt und Tiefe tauchten einige Robben 1.000 Meter tiefer als erwartet. Die von den Robben gesammelten neuen Daten enthüllten bisher unbekannte Unterwassermerkmale, darunter den Mirounga-Nuyina-Canyon. Auch dieser ist tiefer als der Grand Canyon.